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Leseprobe 1

«Alle Behauptungen der Apologeten, das schreckliche Los der Sklaven habe sich in christlicher Zeit gebessert, sind unwahr. Eher trifft das Gegenteil zu.

War in den ersten Jahrhunderten vor allem durch die stoische Lehre von der Gleichheit der Menschen ein leichter Umschwung zugunsten der Sklaven erfolgt, auch in der Gesetzgebung der heidnischen Kaiser, besonders Hadrians, so trat im 4. Jahrhundert eine rückläufige Bewegung ein. Die rechtliche Anerkennung der Sklaverei verschärfte sich, seit der Staat christlich wurde.

Während man vordem nach Geschlechtsverkehr einer Freien mit einem Sklaven die Frau versklavt hatte, befahl ein Gesetz des ersten christlichen Kaisers vom 29. Mai 326, mit sofortiger Wirkung die Frau in diesem Fall zu köpfen, den Sklaven lebendig zu verbrennen. Auch wurden die Verfügungen gegen flüchtige Sklaven 319 und 326 verschärft, und anno 332 wird das Recht, Sklaven während des Prozesses zu foltern, erteilt. Ließ eine Verordnung des Heiden Trajan ausgesetzte Kinder unter keinen Umständen zu versklaven, verdammte sie 331 ein Erlaß Konstantins des Heiligen zu ewiger Sklaverei. Im Osten blieb das Gesetz zweihundert Jahre, bis 529, in Kraft, im christlichen Abendland aber anscheinend bis zum Erlöschen der Sklaverei! Gelegentlich forderte der Klerus die Frauen sogar auf, heimlich geborene Kinder an der Kirchentür abzusetzen, worauf man sie wahrscheinlich aufgezogen und zu Kirchensklaven gemacht hat.

Auch die kanonischen Gesetze selber bestätigen die Verschlechterung für die Sklaven in christlicher Zeit.»

entnommen aus: Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums, Band 3

Leseprobe 2

ZERSTÖRUNG CHRISTLICHER LITERATUR DURCH CHRISTEN

Solang die Kirche machtlos war, begnügte sie sich drei Jahrhunderte hindurch mit einer sozusagen geistigen Auseinandersetzung und Verfluchung ihrer Gegner, was von früh, vom Neuen Testament an, in heftigster Weise geschah (I 2., 3., 4. Kap.). Seit ihrer Anerkennung und Förderung durch Konstantin aber ging sie auch mit Hilfe des Staates gegen alles vor, was sich ihr widersetzte, suchte sie zunächst die Bösen, Uneinsichtigen zu treffen, indem sie deren literarischen Waffenbestand vernichtete meist durch Feuer, wobei man sich natürlich als maßgeblicher Hüter der «Tradition» aufspielte. Gewiß mag vieles einfach im Lauf der Zelt verlorengegangen sein. Doch wir kennen systematische Bücherverbrennungen schon damals. Und zweifellos hat man sehr viel vernichtet, ohne daß uns dies ausdrücklich überliefert Ist. Zum Beispiel waren die Briefe des Origenes ursprünglich in vier verschiedenen Sammlungen enthalten, in der einen allein mehr als hundert Briefe - insgesamt erhalten blieben zwei. So fuhrt vom 4. Jahrhundert an «eine gerade Linie zur Inquisition des Mittelalters und zum Ketzergericht mit öffentlicher Verbrennung der häretischen Schriften im Namen des christlichen Kaisers oder Königs» (Speyer). Doch verfolgte man gewöhnlich nur gegen den Glauben verstoßende, noch nicht anscheinend wie im Mittelalter, «obszöne» Literatur.

Die Methode der Büchervernichtung wurde im antiken Christentum von allen gegen alle praktiziert. Häretiker trieben zur Beseitigung großkirchlicher Schriften, und noch mehr sorgte die Großkirche für die Büchervernichtung ihrer Gegner, besonders der verschiedenen «häretischen» Richtungen. Die Büchervernichtungsgesetze des Staates betrafen gewöhnlich namentlich angeführte «Ketzer». Dagegen waren Verfügungen der Kirche mitunter generell gehalten: «The books of the heretics and their book cases (receptacles) search out in every place, and wherever you can, eihter bring (them) to us or burn (them) in the fire». Und schon im 7. Jahrhundert dokumentierte man die Zerstörung «ketzerischer» Literatur. Wolfgang Speyer nennt unter den Kirchenschriftstellern, deren Werke gelegentlich auf Betreiben großkirchlicher Kreise zensuriert, beschlagnahmt oder vernichtet wurden, unter anderen: Tatian, Origenes samt seinen Schülern, den Presbyter Lukian von Antiochien, Diodor von Tarsos, Theodor von Mopsuestia, Theodoret von Kyrhos Tertullian, Novatian und Rufinus.

Schon um 320 hat Bischof Macedonius von Mopsuestia die Bücher des Paulinus von Adana, eines Zauberers und nachmaligen christlichen Bischofs, den man wegen Sittenlosigkeit wieder ausstieß, ins Feuer gewörfen. Bald darauf ließ Konstantin in Nizäa (325) alle Klageschriften der Konzilsväter verbrennen, um ihre Streitereien aus der Welt zu schaffen - vergebliche Liebesmüh. Sie selbst zerfetzten auf der berühmten Versammlung das ihnen vorgelegte arianische Glaubensbekenntnis. Wenige Jahre danach, 333, befahl der Kaiser die Verbrennung der Schriften des Arius. Auch hat er bereits, kann man Euseb vertrauen, die Fahndung nach markionitischer Literatur gesetzlich verfügt. Jedenfalls wurde das Werk Markions, des meistbekämpften «Ketzers» im z. Jahrhundert und eines der edelsten Christen, von der späteren Kirche so vollständig vernichtet, daß es bis heute keine einzige überlieferte Zeile gibt, die sich mit Sicherheit auf ihn selbst zurückführen läßt. Er stellt quellenmäßig «geradezu einen blinden Fleck» dar (Beyschlag). Und gleichfalls restlos vernichtet wurde das Schrifttum seiner Schüler.

Theodosius I. zerriß die Glaubensbekenntnisse arianischer, makedonischer und anderer Bischöfe. Papst Johannes IV. (640-642) verurteilte eine in Konstantinopel angeschlagene Schrift gegen das Konzil von Chalkedon (449) und wirkte auf den Kaiser ein, sie zerreißen zu lassen. Im ausgehenden 4. Jahrhundert befahl der Eunuch Eutropius (II 15 f) in Ostrom die Vernichtung der Bücher des Eunomios, des Bischofs von Kyzikos und führenden Jungarianers. Er wurde vertrieben und in Verbannung geschickt. Der Besitz seiner Schriften war seit 398 durch kaiserlichen Erlaß bei Todesstrafe verboten. Nur zwei von ihnen sind noch vollständig erhalten°.

entnommen aus: Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums, Band 3, Seite 551 ff.

 

Kriminalgeschichte
des Christentums

Band 3
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