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Noch heute gilt das Christentum, wunderbarerweise, als ein Verein des Friedens, der Nächsten-, Feindesliebe, Frohen Botschaft. Noch heute ahnt die Mehrzahl der Menschen und zumal der christgläubigen nicht das ungeheure Ausmaß der Verstrickung schon der spätantiken, vor allem aber der frühmittelalterlichen Kirche in Fehden und Kriege. Denn mehr als jede andere Religion, selbst mehr als der Islam, ist das Christentum die Religion des Krieges gewesen und geblieben.

Bereits im frühen 4. Jahrhundert erfolgt dieser Verrat, die jähe Metamorphose der Kirche der Pazifisten in die der Feldpfaffen, ihr schlimmster Fall, und sozusagen einer über Nacht (I 247 ff!). Zwar klingt gelegentlich ein armseliger Rest von urchristlichem Pazifismus nach, setzten frühmittelalterliche Poenitentialien, in Fortführung einer Bestimmung des Basilius von Cäsarea, für Tötung des Kriegsfeindes eine Buße für 40 Tage fest, ja manchmal für ein Jahr, wie noch Fulbert, seit 1006 Bischof von Chartres. Doch umging man derartige Strafen im Investiturkampf darin dadurch, daß man den jeweiligen Gegner nicht als Menschen ansah - und konnte nun ungestraft töten.

Im Orient gibt es bald Soldatengötter, kriegerische Heilige, den hl. Demetrius, den hl. Theodor, hl. Sergius, hl. Georg. Und schon im ausgehenden 4. Jahrhundert schlägt sich die Sache literarisch nieder, schreibt Christ Vegetius seine «epitoma rei militaris»: ein offenbar an Kaiser Theodosius I. gerichtetes Opus, die sogenannte Kriegskunst betreffend: Rekrutenaushebung und -ausbildung, das Heer samt seinen Einrichtungen, den Festungs-, den Seekrieg. Durch Jahrhunderte hat dies Lehrbuch eines Christen das militärische Denken der Christenheit beherrscht.

entnommen aus: Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums, Band 6

 

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Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 11.08.2003 - Änderungen vorbehalten -